Leon macht Laune und weckt Emotionen

Der alt-ehrwürdige „Vater Rhein“ dient dem jungen und modernen Seat Leon Fünftürer als Hintergrund-Kulisse. Im Reigen der Kompakten zählt der Spanier sicher zu den emotionalsten Fahrzeugen. Foto: Dönges

Die spanische VW-Tochter Seat und deren jetzt als eigenständige Marke auftretender Ableger Cupra schreiben innerhalb des Konzerns eine fast schon einzigartige Erfolgsgeschichte – besonders im Segment der Kompaktwagen. Mit dem Golf 8, dem Audi A3, dem Skoda Octavia und nicht zuletzt mit dem Seat Leon schickt Volkswagen ein äußerst erfolgreiches Quartett ins Rennen um die Gunst der Käufer. Das Angebot der spanischen Tochtermarke ist – wie bei den anderen Familienmitgliedern – erneuert worden. In der Einstiegsversion kostet die Leon-Limousine 20 570 Euro. Den fünftürigen Sportstourer gibt’s ab 21 920 Euro. Am oberen Ende der Preisliste stehen 35 280 Euro, beziehungsweise 35 800 Euro für den Kombi.

Im Rückspiegel des Vorausfahrenden macht der Leon mit seiner sportlichen Front Eindruck. Auffälligstes Merkmal ist der in der neuen Generation sechseckige Kühlergrill. Foto: Dönges

Die vierte Generation des kompakten Erfolgsmodells zeigt ein markanteres Gesicht und ist insgesamt noch eleganter und sportlicher geworden. Die fünftürige Leon-Limousine ist 8,6 Zentimeter länger (Kombi 9,3 Zentimeter), eineinhalb Zentimeter schmaler und drei Zentimeter niedriger. Der Radstand wuchs bei beiden Modellvarianten um fünf Zentimeter auf jetzt 2,67 Meter. Der Längenzuwachs kommt vor allem dem Platzangebot im Fond beziehungsweise dem Kofferraumvolumen zugute.

Name in eleganter Schönschrift

Der größere Radstand sorgt für deutlich mehr Platz im Innenraum des spanischen Erfolgsmodells. Die Gestaltung und Verarbeitung im Interieur sind top, der Arbeitsplatz des Fahrers ist VW-typisch und damit quasi selbsterklärend. Foto: Dönges

Außen fallen der nun in Schönschreibschrift am Heck lesbare Namenszug und der jetzt sechseckige Kühlergrill an der Front auf. Markant sind die Sicken über den Kotflügeln, die bei Seat schon seit geraumer Zeit zur Formensprache gehören und damit markentypisch sind. Die A-Säulen wanderten ein stückweit nach hinten, die Motorhaube streckt sich weit zwischen den LED-Scheinwerfern und der Windschutzscheibe.

Die Scheinwerfer sind auch in einer Voll-LED-Version zu haben. Das kostet dann 900 Euro extra, umfasst aber auch das schicke, quer über das Heck – wie beim Porsche 911 – verlaufende LED-Leuchtband. Geschummelt wird allerdings mit den beiden links und rechts platzierten, eckigen Auspuffendrohren. Sie dienen nur der Optik und haben keine Funktion. Der wahre Auspuff endet unsichtbar unter dem Stoßfänger.

Das Auto hört auf „Hola, Hola“

Sportlich präsent zeigt sich das Heck des jüngsten Seat-Sprosses. Der angedeutete Doppelauspuff, vor allem aber der elegante „Leon“-Schriftzug und das Leuchtband zwischen den beiden Heckleuchten sind Hingucker. Foto: Dönges

Innen ist der Leon angenehm unaufgeregt aufgeräumt. Viele Bedienungselemente erinnern an den Golf. Die Zahl der Schalter und Hebel hat sich erheblich verringert. Stattdessen werden die meisten Funktionen über den 10,5 Zoll großen, berührungssensitiven Bildschirm in der Mitte der Armaturentafel oder den Tasten des Multifunktions-Lenkrads gesteuert. Mit sogenannten Slidern lassen sich Temperatur und Lautstärke regeln. Und es gibt eine Sprachsteuerung, die fast aufs Wort gehorcht und auf ein doppeltes Hola! (spanisch für „Hallo“) nach dem Begehr des Fahrers fragt. Wenn der einfach sagt „Mir ist zu kalt“, erkennen die Algorithmen den Wunsch und sogar den Platz, von dem er kam und teilen mit, dass es vorne links gleich wärmer werde. Das „Hola!“ findet sich auch beim Einsteigen in den Leon. Projektions-LED malen es beispielsweise in der FR-Ausstattung auf den Asphalt vor Fahrer- und Beifahrertür.

Extreme Motoren-Vielfalt

Ganz im Zeichen der Zeit stehen die Einführung eines Mild- und eines Plug-in-Hybrids in der Baureihe sowie der Ausbau der Konnektivität und der Assistenzsysteme. Am Diesel hält Seat dabei nach wie vor ebenso fest wie an einer Erdgasversion.

Die Spanier bieten ihr Top-Modell mit sage und schreibe zwölf verschiedenen Antrieben an. Es gibt sieben Benzinmotoren (zwei davon teilelektrisiert) mit 1,0 Liter, 1,5 Liter und 2,0 Litern Hubraum mit Fünf-, Sechs- und Siebengang-Getriebe mit Handschaltung oder DSG-Automatik und mit 90 bis 190 PS. Die beiden 2-Liter-Diesel sind 115 und 150 PS stark, der 1,4-Liter e-Hybrid bringt 204 PS auf die Straße, und die beiden 1,5-Liter-Erdgas-TGI (6- oder 7-Gang) haben jeweils 130 PS.

Ob als fünftürige Limousine (hinten) oder als noch mehr Platz bietender Sportstourer (vorne): Der neue Seat Leon stellt in beiden Karosserie-Varianten eindrucksvoll unter Beweis, dass sich Zweckmäßigkeit und Emotionalität nicht ausschließen müssen. Foto: Dönges

Der Leon hat aber nicht nur auf der Antriebsseite einiges zu bieten. Er ist das erste umfassend digital vernetzte Fahrzeug der Marke. Zu seiner Ausstattung gehört neben dem Full-Link-System (Android Auto und drahtloser Zugang zu AppleCarplay) auch ein Online-Infotainment-System, das um neu entwickelte Apps erweitert werden kann. Aus der Ferne kann der Fahrer auf Daten seines Fahrzeugs zugreifen und Funktionen wie den Ladevorgang des Plug-in-Hybrids oder die Klimaanlage steuern.
Der Kompakt-Star der Seat-Flotte verfügt über LED-Scheinwerfer und -Rückleuchten und dynamische Blinker.

Den Innenraum prägen weiche Kunststoffe, Textilien und Leder für die Sitzbezüge, Türverkleidungen und das Armaturenbrett. Im Zentrum steht das zentrale10-Zoll-Infotainment-Display mit Gesten- und selbst lernender Sprachsteuerung. Eine eingebaute SIM-Karte stellt eine WLAN-Verbindung her.

Gagiges“ Sicherheitsdetail

Besonderer „Gag“ und gleichzeitig wichtiges Sicherheits-Merkmal ist die Ambientebeleuchtung. Sie verläuft über das gesamte Cockpit und entlang der Türen und übernimmt auch Funktionen wie beispielsweise Warnungen des Toter-Winkel- und des Ausstiegsassistenten.
Als Fünftürer bietet der Kompaktwagen ein Gepäckraumvolumen von 380 bis 1301 Liter bei umgelegten Rücksitzlehnen, während die Variante als Sportstourer mit 620 Litern (erweiterbar auf 1600 Liter) Gepäckraumvolumen 30 Liter mehr als bisher bietet.

Den neuen Leon gibt es in den vier Ausstattungslinien „Reference“, „Style“, „Xcellence“ und „FR“. Standard in allen sind das schlüssellose Schließ- und Startsystem „Kessy“, die LED-Scheinwerfertechnologie, ein 8-Zoll-Infotainmentsystem sowie Seat Connect. Spitzenmodell ist der sportliche „FR“ mit spezifischer Fahrwerksabstimmung und digitalem Cockpit.

Bei ersten Testfahrten in den rhein-hessischen Weinbergen konnten sowohl die Limousine als auch der Sportstourer in allen Belangen überzeugen. Unser Fazit: Der Leon bietet Fahrspaß in erheblichem Umfang. Er macht Laune – und das nicht nur beim Fahren. Er hat optisch noch mehr zugelegt, weckt Emotionen – ein heißblütiger Spanier eben.

Säule und Ikone der spanischen Autobauer


Deutschland-Geschäftsführer Bernhard Bauer zeigt sich bei der Präsentation der vierten Generation des Seat Leon und des Leon Cupra gut gelaunt beim Blick zurück auf die Zeit der Pandemie und beim Blick nach vorne in die Nach-Corona-Zeit.
„Jede Krise hat Gewinner und Verlierer. Für Seat Deutschland gilt: Wir sind bisher solide duchgekommen“, sagt Bauer beim Fahrtermin des erfolgreichsten Seat-Modells vor Journalisten. Er verweist für das zurückliegende Jahr auf 24,5 Prozent Wachstum gegenüber dem Vorjahr für die beiden spanischen Volkswagen-Ableger Seat und Cupra. In diesem Jahr ist der Marktanteil der beiden Marken hierzulande bis April auf 4,6 Prozent gestiegen, im Mai sogar bis auf 5,1 Prozent. „Unsere Auftragsbücher sind voll“, sagt Bauer nicht ohne Stolz.

Für den Geschäftsführer ist die inzwischen eigenständige Marke Cupra ein „echter Gewinner“. Sie legte in Deutschland um sage und schreibe 165 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Bauer führt das vor allem auf die Markteinführung des Kompakt-SUV Formentor zurück. Seine Verkaufszahlen herausgerechnet, lag die Steigerung aber immer noch bei 22 Prozent.

Bei den sogenannten „Stecker-Autos“, den elektrifizierten Fahrzeugen, schaffte die VW-Tochter den Sprung unter die „Top five“. Für dieses Jahr rechnet Bauer mit mehr als 10 000 verkauften E-Autos, die über den Ladentisch der deutschen Händler gehen.

Als Leiter der Produkt- und Strategieplanung schlägt Johannes Fleck in die selbe Kerbe. Seiner Meinung nach hat der Formentor „eingeschlagen wie eine Bombe“. In wenigen Monaten wurden rund 16 000 Crossover mit diesem Namenskürzel verkauft.

Im Jahr 2019 gab es, so Fleck, vier Cupraversionen, bis Ende 2021 sollen es 25 sein. „Der Leon hat die Basis dafür gebildet, wo wir heute stehen. Er ist das Modell für junge Kunden, die Säule und die Ikone der Marke Seat“, so der Produktplaner, der vom Formentor für den kommenden Herbst das Spitzenmodell mit zirka 390 PS ankündigt.

Als nächsten Schritt nennt er die Einführung des neuen Seat Leon und des Leon Cupra. Die Limousine und den Sportstourer wird es mit folgenden Antrieben geben: acht Benziner mit 90 bis 310 PS, zwei Diesel mit 115 und 150 PS, eine TGI-Variante (Erdgas) mt 130 PS, zwei Plug in-Hybride mit 204 und 245 PS, zwei Benziner-Mild-Hybride mit 110 und 150 PS. Sechs Ausstattungsvarianten stehen zur Auswahl, und der Sportstourer wird auch mit Allradantrieb angeboten.