Der Kleinwagen Corsa ist nicht nur ein Urgestein im Modellprogramm von Opel, sondern auch der Bestseller ohnegleichen. Mit 13,7 Millionen verkauften Exemplaren seit 1982 gehört er zu den erfolgreichsten Baureihen der Rüsselsheimer. Selbst in diesem Jahr mit dem anstehenden Modellwechsel verkaufte sich der Corsa in den ersten neun Monaten noch knapp 41 000 Mal. Nach 37 Jahren geht jetzt die sechste Generation mit einem deutlich geschärften Profil an den Start. Das Einstiegsmodell mit 75 PS kostet 13 990 Euro, einen Diesel gibt es ab 19 350 Euro, und das 130 PS starke Spitzenmodell ist für 23 340 Euro zu haben. Nach dem Zusammenschluss mit dem französischen PSA-Konzern (Peugeot/Citroen) sollen die Autos „Made in Rüsselsheim“ künftig auch in Russland, Afrika sowie in Nord- und Südamerika angeboten werden.
Das Kleinwagenimage legt der Neue jetzt ab

Der Corsa F, so die interne
Bezeichnung der Neuauflage, verabschiedet sich von der Niedlichkeit
des Kleinwagenimages. War der Urahn noch von kantigem Design geprägt,
setzten die nachfolgenden Modelle auf Rundungen und zuletzt gar auf
Van-artige Proportionen. Damit ist Schluss. Ein charakterstarkes
Gesicht, weniger Höhe und eine Betonung der Horizontalen machen den
Corsa zu einem strammen Burschen.
Der Überhang vorne ist
deutlich geschrumpft. Das entlastet nicht nur die Vorderachse,
sondern wirkt sich wohltuend auf die Proportionen der Silhouette aus.
Die Länge ist geringfügig auf 4,06 Meter gewachsen, die Breite
bleibt bei 1,77 Metern. Trotz der nach hinten abfallenden Dachlinie
und 4,8 Zentimeter geringerer Höhe genügt die Kopffreiheit im Fond
auch großen Mitfahrern. Der um 2,8 Zentimeter längere Radstand
schafft mehr Platz im Fond, auch der Kofferraum gewinnt 24 Liter
Volumen und bietet eine Staukapazität von 309 bis 1083 Liter
an.
Stolz sind die Rüsselsheimer auf den geringen
Luftwiderstandsbeiwert von cW 0,29. Damit zählt der Corsa zu den
Besten seiner Klasse, sagt Opel. Möglich machen das ein komplett
verkleideter Unterboden und vor allem der verschließbare Lufteinlass
des Kühlergrills. Solange der Motor thermisch im grünen Bereich
arbeitet, klappen die Lamellen elektrisch betrieben zu und verringern
die Luftverwirbelungen. Auch der Heckspoiler macht den Corsa
aerodynamisch schlanker.
Künftig gibt’s den Corsa nur noch mit vier Türen

Die Karosserieauswahl wird
dagegen eingeschränkt. Die Version mit zwei Türen und Heckklappe
ist Geschichte. Opels Kleinster kommt künftig nur noch als Viertürer
auf die Straßen.
Gewonnen haben dagegen die Möglichkeiten zur
Individualisierung. Sie sind zwar nicht so ausgeprägt wie beim
verblichenen Adam, mit Kontrastfarben für Außenspiegel,
Grillspange, Leichtmetallräder und Dach wird er dennoch zum
persönlichen Einzelstück und folgt dem individuellen Geschmack.
Differenzieren will er sich auch mit seiner Bordtechnik. Eine ganze
Reihe von Ausstattungsdetails gab es bisher im Kleinwagen-Segment
nicht. Dazu zählen etwa das blendfreie LED-Matrixlicht oder die
Sitze mit elektrischer Massagefunktion. Die Assistenten für
Sicherheit und Komfort sind nahezu komplett, auch eine Ladeschale für
kabelloses Laden des Handys ist auf Wunsch mit von der Partie.
Fein
möbliert ist der Innenraum. Auch hier lässt sich die Optik mit
Extras kräftig aufwerten. So kommt der Kleine in Sachen Haptik und
Qualitätsanmutung durchaus an die der Größeren heran. Schwarzer
Lack und weiches Leder finden sich ebenso wie elegante
Aluminiumrahmen. Das digitale Cockpit ist übersichtlich, wie auch
die Anordnung der Bedienungseinheiten. Erfreulich ist auch, dass sich
manch ein Assistent wie etwa die Spurhalte-Warnung direkt per
Knopfdruck abschalten lässt und nicht der langwierige Weg über
Bildschirmmenüs gewählt werden muss.
Der Corsa basiert nun
ebenso wie sein Pendant im PSA-Konzern, der Peugeot 208, auf der
CMP-Plattform. Auch das Motorenprogramm teilt er sich mit dem
Franzosen. Drei Dreizylinder-Benziner mit 1,2 Litern Hubraum und
Leistungsstufen von 75 PS, 100 PS und 130 PS finden sich im Angebot,
der 102 PS starke Diesel arbeitet mit vier Zylindern und hat 1,5
Liter Volumen.
Alle Versionen bieten jede Menge Fahrspaß

Mit nur fünf manuell geschalteten Gängen muss sich der Corsa-Fahrer in der Basisversion begnügen, die mittlere Leistungsstufe der Benziner (ab 17 530 Euro) bekommt sechs Gänge oder für knapp 1800 Euro eine angenehme achtstufige Automatik. Im Spitzenmodell für 23 340 Euro wird der Motor ausschließlich mit dem Automaten gekoppelt. Der kräftigste Corsa wird ausschließlich in der Ausstattungsversion GS Line angeboten. Sie ist besonders dynamisch abgestimmt und wartet sogar mit drei Fahrprogrammen auf, die Gaspedalkennung, Schaltzeitpunkte und die Lenkung beeinflussen. Immerhin 174 bis 208 km/h erreichen die Corsa-Versionen als Höchstgeschwindigkeit, den Sprint erledigen sie in 13,2 bis 8,7 Sekunden. Als Verbrauchswerte gibt Opel 4,1 bis 4,7 Liter auf 100 Kilometer für die Benziner und 3,2 Liter für den Diesel an. Alle Triebwerke erfüllen die Abgasnorm Euro 6d, alle sind mit Partikelfiltern ausgerüstet.
Fahrspaß halten alle Versionen bereit. Unbeladen wiegt der Kleinwagen 980 Kilogramm. Das erleichtert den beschwingten Marsch durch die Kurven. Lenkung und Bremse vermitteln ein sicheres Fahrgefühl. Das Fahrwerk ist laut Opel und auch nach unseren Eindrücken auf ersten Testfahrten „straff-komfortabel“. Vermutlich will sich Opel damit klar vom Peugeot-Bruder 208 absetzen, der deutlich sanfter unterwegs ist. Dafür hält sich die Karosserieneigung beim Corsa in engen Grenzen, was ebenfalls der Agilität zugute kommt. Die Geräuschentwicklung der Triebwerke ist deutlich zu vernehmen, besonders der Diesel rumort laut-, aber durchzugsstark. Als ideale Motorisierung erweist sich die 100-PS-Version. Sie bietet bereits bei niedrigen Drehzahlen ordentliche Leistung an: 205 Newtonmeter Drehmomentspitze werden eindrucksvoll in Szene gesetzt. Ihr Preis liegt zwar rund 2000 Euro über dem des Basismodells, wird aber durch die Mehrausstattung relativiert.
Ab dem Frühjahr fährt der kleine Große auch elektrisch
Das Filetstück im Portfolio des Corsa wird erst im kommenden Frühjahr serviert. Dann tritt die batterie-elektrische Version an. Angetrieben von einer 136 PS leistenden E-Maschine soll sie in 8,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen, die Höchstgeschwindigkeit ist auf 150 km/h limitiert. Die 50 kWh starke Batterie soll eine maximale Reichweite von 337 Kilometern ermöglichen. Geladen wird sie in gut fünf Stunden an einer Wallbox mit 11 kW Leistung und in 30 Minuten, wenn 100 kW Ladestrom zur Verfügung stehen. Dann sind 80 Prozent ihrer Kapazität nachgefüllt. Für 29 900 Euro soll der e-Corsa angeboten werden – abzüglich der staatlichen Prämie für Elektroautos.
Damit ist die letzte Ausbaustufe des Opel Kleinwagens noch nicht erreicht. Denkbar ist eine noch kräftigere Variante, die dann in die Fußstapfen der früheren GSi-Modelle oder gar des Kraftzwerges Corsa OPC treten soll. Dann könnten 150 PS und mehr mobilisiert werden. Selbst 190 PS sind nicht ausgeschlossen.
Daten und Fakten
Opel Corsa 1,2 Direct Injection Turbo
Maße: 4,06 m/1,96 m/1,43 m (Länge/Breite/Höhe)
Radstand: 2,54 m
Motor: 1,2 l-Dreizylinder-Turbobenziner, Direkteinspritzung
Leistung: 100 PS bei 5500 U/min
Max. Drehmoment: 205 Nm bei 1750 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 194 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 9,9 Sek.
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 5,5 Liter
Effizienzklasse: A
CO2-Emissionen: 122 g/km (Euro 6d)
Testverbrauch: 6,2 l
Leergewicht/Zuladung: min. 1164 kg/max. 455 kg
Kofferraumvolumen: 304-1083 l
Max. Anhängelast: 1200 kg
Wendekreis: 10,1 m
Luftwiderstandsbeiwert: 0,29
Wartungsintervalle: 20 000 km
Garantie: 24 Monate
Basispreis: 17 530 Euro
Testwagenpreis: 20 340 Euro
Alle Modelle sind bis 2024 elektrisch
Michael Lohscheller schaute mit einem Blick zurück bei der Präsentation des neuen Corsa optimistisch in die Zukunft.„Wir haben uns in den vergangenen zwei Jahren neu aufgestellt. Wir sind nach 17 Jahren minus wieder profitabel, wollen es bleiben, uns elektrisch orientieren und global ausbreiten“, so der Opel-Chef.
Grund zum Optimismus gibt Lohscheller die Bilanz der ersten sechs Monate dieses Jahres. Gegenüber dem vergangenen Jahr hat sich Opel um 40 Prozent verbesssert und in dieser Zeit einen Gewinn von 700 Millionen Euro erzielt.
Zulegen konnten die Rüsselsheimer vor allem im Bereich der leichten Nutzfahrzeuge mit den Modellen Combo, Vivaro und Murano.
Lohscheller: „Wir haben die Marke Opel gestärkt und werden dies auch in der Zukunft tun. Opel war noch nie so deutsch wie im PSA-Konzern. Wir werden auch künftig Innovationen für viele Menschen anbieten. Dazu zählt auch die Elektrifizierung.“ Lohscheller nannte für das kommende Jahr den e-Corsa, den Grandland Hybrid sowie die elektrifizierten Vivaro und Mokka. In 2021 sollen dann die Elektro-Modelle vom Combo, Vivaro Life und Astra folgen. Und schließlich: „Bis 2024 bieten wir die gesamte Modellpalette elektrisch an. Opel hat sich schon jetzt neu erfunden und ist bereit für zukünftige Herausforderungen.“
Verkaufsleiter Ulrich Selzer stimmte seinem Chef zu: „Opel ist eine deutsche Marke mit deutscher Präzision und in deutscher Qualität.“