
Er soll der neue Star der Modellfamilie werden: Der XCeed erweitert das Kia-Angebot im Kompaktsegment um eine vierte Karosserievariante. Mit Benzin- und Dieselmotoren, Anfang nächsten Jahres zusätzlich als Plug-in-Hybrid, soll er auf Kundenfang gehen. In der deutschen Kia-Zentrale in Frankfurt traut man ihm allerhand zu – bis zur Hälfte aller verkauften Ceed-Varianten.

Mit rund 10 000 Neuzulassungen im vergangenen Jahr war der Kia
Ceed zwar nicht der Renner der Marke in Deutschland; das ist nach wie
vor der Sportage mit fast einem Drittel mehr Anmeldungen. Aber
Geschäftsführer Steffen Cost ist sicher, dass die rund 3000
Exemplare des neuen Modells, die dieses Jahr noch für den deutschen
Markt vorgesehen sind, binnen kurzer Zeit ausverkauft sein werden.
Diese Zugkraft rührt nach einhelliger Ansicht vom Design des XCeed
her. Er ist ein bisschen Limousine, ein bisschen Coupé, ein bisschen
Kombi und ein bisschen Offroader. Was sich keiner Pkw-Kategorie
eindeutig zuordnen lässt, wird seit einiger Zeit „Crossover“
genannt.
Seine eigenständige Optik verdankt der Kia der
Tatsache, dass er weit mehr als eine höher gelegte Limousine ist.
Der als „Hatchback“ bezeichnete Fünftürer ist 85 Millimeter
kürzer, der vordere Überhang ist 25 Millimeter, der hintere 60
Millimeter länger als beim normalen Ceed. Daraus ergibt sich ein
Zuwachs an Laderaum; der XCeed kann mit 426 Litern aufwarten. Bei Kia
hat man keine Scheu, solche Werte mit denen von Vergleichsfahrzeugen
wie zum Beispiel dem Mercedes-Benz GLA zu vergleichen, der auf 421
Liter kommt. Bei umgelegter Rückbank, die 40:20:40 teilbar ist,
stehen 1378 Liter im Datenblatt. Nur die vorderen Türen sind
identisch mit dem Standard-Fünftürer, alles andere an der
Karosserie entstammt eigenständiger Entwicklung.
115 bis 204 PS, Preis ab 21 390 Euro
Seit Verkaufsstart wird der XCeed mit drei Benzin- und zwei Dieselmotoren angeboten. Sie decken ein Leistungsspektrum von 115 PS bis 204 PS ab. Nach den Erwartungen des Herstellers wird wohl der Vier-Zylinder-Turbobenziner (140 PS) mit zwei Dritteln die am häufigsten bestellte Variante ausmachen. Als Einstiegsversion ist der Drei-Zylinder-Turbo mit 120 PS für 21 390 Euro vorgesehen. Die mit allen verfügbaren Extras ausgestattete Top-Version hat ein automatisches Sieben-Gang-Doppelkupplungsgetriebe und steht für 37 540 Euro in der Preisliste. Ihre 204 PS holt sie aus nur 1,6 Litern Hubraum und bringt ein maximales Drehmoment von 265 Newtonmetern ab 1500 Umdrehungen an die Vorderachse.
Für die Allradfreunde bleibt der Sportage

Da die Plattform nicht auf einen Allradantrieb ausgelegt ist,
bleibt für 4×4-Kunden weiterhin das Modell Sportage als Alternative.
Auch die Bodenfreiheit des XCeed von 184 Millimeter wäre für den
Offroad-Betrieb nicht optimal geeignet. Die hohe Durchzugskraft
erweist sich bei Testfahrten mit der handgeschalteten Version als
nicht ganz unproblematisch, denn Antriebseinflüsse in der Lenkung
sind kaum zu vermeiden. Insgesamt brachte aber auch die
Top-Motorisierung die Kraft gut auf die Straße, und das Ziel des
Herstellers, den Wagen genauso dynamisch fahren zu lassen, wie er
aussieht, kann als erreicht angesehen werden.
Die übrigen
relevanten Daten des stärksten XCeed: Den Sprint aus dem Stand auf
100 km/h soll er in 7,5 Sekunden absolvieren, die
Spitzengeschwindigkeit liegt bei 220 km/h. Die nach WLTP-Standard
ermittelten Verbrauchswerte hat Kia, wie auch bei anderen Herstellern
üblich, „wegen der Vergleichbarkeit“ auf NEFZ-Bedingungen
zurückgerechnet und weist als kombinierten Konsum 6,9 Liter je 100
Kilometer aus. Unter den Bedingungen der ausgedehnten Probefahrt an
der französischen Südküste wurden zwischen 7,5 und 8,5 Liter
erzielt.
Der Vier-Zylinder-Turbo ist munter und temperamentvoll

Immerhin 64 Pferdestärken weniger bietet der 1,4 Liter große
Vier-Zylinder-Turbo. Auf der Straße aber wirkt er alles andere als
untermotorisiert. Die Testfahrt in Kombination mit der
Sieben-Gang-Automatik hinterließ einen munteren und
temperamentvollen Eindruck. Lediglich in Bereichen höherer
Drehzahlen war dem Aggregat die Anstrengung anzumerken. Für die
Bedürfnisse der meisten Fahrerinnen und Fahrer werden die gebotenen
200 km/h Top-Tempo und 9,5 Sekunden für den Standradspurt wohl
ausreichen. Unter idealen Bedingungen soll man mit dieser
Antriebsvariante unter sechs Litern Verbrauch bleiben können.
Da
die Sitzposition im XCeed um 37 Millimeter höher als im Ceed
angeordnet ist, fällt der bequeme Ein- und Ausstieg auf. Auch hinten
braucht trotz des coupéhaft abfallenden Daches niemand Sorge um
seine Frisur zu haben. Der Radstand von 2,65 Metern lässt zwar keine
großzügige Beinfreiheit hinter den Vordersitzen zu, doch der Platz
ist auskömmlich und bequem. Die Ladekante unter der Heckklappe ist
77 Zentimeter hoch. Der Zugang zum Gepäckraum ist in der
Launch-Edition elektrifiziert; man kann dieses Merkmal aber auch als
Teil eines 1590 Euro teuren Komfortpakets dazu kaufen. Das Fahrwerk
hinterließ einen ausbalancierten Eindruck, es stellt
Komfortansprüche zufrieden, wird aber auch von schnellen
Richtungswechseln und unebener Fahrbahn nicht überfordert.
Hochwertige Materialien sind sauber verarbeitet
Die Cockpitgestaltung überzeugt durch saubere Verarbeitung,
unterschäumte, weiche und genarbte Oberflächen und macht insgesamt
einen ausgewogen komfortablen Eindruck. Auffällig ist der über der
Mittelkonsole angebrachte, aufrecht stehende Bildschirm. Er ist 10,25
Zoll groß, und sofern eine Rückfahrkamera an Bord ist, hilft dort
ein gestochen scharfes Bild bei der Orientierung. Das
Navigationssystem bietet nicht nur Echtzeit-Verkehrsinformationen,
sondern auch einen bequemen Service: Über eine App auf dem
Smartphone kann man Adressdaten an das Fahrzeug senden, so dass eine
gesonderte Eingabe vor Antritt der Fahrt entfällt.
Erstmals
kommt in einem Kia ein 12,3 Zoll großes Digitaldisplay zum Einsatz,
das analoge Uhrenskalen im Hauptinstrument ersetzt. Wer den Fahrmodus
von Normal auf Sport wechselt, ändert damit auch das
Erscheinungsbild der Anzeige.
Die Fahrassistenzsysteme bilden das heute auch in der
Kompaktklasse übliche Angebot ab, es sind zum Beispiel
Frontkollisionswarner, Spurhalteassistent mit Lenkeingriff, aktiver
Spurwechselassistent, Querverkehrswarner und eine adaptive
Geschwindigkeitskontrolle an Bord. Im Sport-Modus wird die
Lenk-Unterstützung leicht reduziert.
Zwei Plug-in-Hybride runden das Angebot ab
Anfang des kommenden Jahres will Kia mit zwei Plug-in-Hybriden das
Angebot nochmals erweitern. Der Sportwagon genannte Kombi und der
XCeed sollen elektrifiziert werden. Geschäftsführer Steffen Cost
spricht von einer rein elektrischen Reichweite von 60 Kilometern. Die
Systemleistung wird bei 141 PS liegen, und zusätzliche Dienste
werden die Konnektivität verbessern. (ld/ampnet)
Fakten und Technik
Kia XCeed 1.6 T-TGI
Maße: 4,40 m/1,83 m/1,50 m (Länge/Breite/Höhe)
Radstand: 2,65 m
Motor: R4-Benziner, 1591 ccm, Turbo, Direkteinspritzung
Leistung: 204 PS bei 6000 U/min
Max. Drehmoment: 265 Nm bei 1500-4500 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 220 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 7,5 Sek.
NEFZ-Durchschnittsverbrauch: 6,9 Liter
Effizienzklasse: C
CO2-Emissionen: 158 g/km (Euro 6d-Temp)
Leergewicht/Zuladung: min. 1390 kg/max. 470 kg
Kofferraumvolumen: 426-1378 Liter
Max. Anhängelast: 1410 kg
Basispreis: 28 290 Euro