Wenig Schnickschnack, viel Substanz

Nachdem sich bei Fiat in den vergangenen Jahren fast alles um den 500 und seine Derivate gedreht hat, kehrt die Marke nun wieder ins Kompaktsegment zurück. Der Fiat Tipo soll für Zweckmäßigkeit im Alltag zu einem günstigen Preis stehen, ohne groß Verzicht üben zu müssen. Pressechef Claus Witzeck bringt es auf den Punkt: „Ein authentisches Auto mit viel Substanz, wenig Schnick-Schnack und hinsichtlich der Preisgestaltung großer Wertigkeit.“

Mit 4,57 Metern Länge und 550 Litern Kofferraumvolumen kann sich der Tipo Kombi im Kompaktsegment sehen lassen. (Foto: Dönges)

Die gleichnamige Baureihe war 1989 „Auto des Jahres“. Ganz so weit wird es die neue Generation sicher nicht bringen. Aber das Konzept des Tipo, der seit geraumer Zeit nicht mehr auf dem Markt war, ist durchaus stimmig.
Schon seit Februar rollt der Tipo durch Deutschland – eher unauffällig, denn zur Markteinführung startete Fiat mit dem Stufenheck. Die klassische Limousinenform ist hierzulande wenig begehrt. Anderswo ist das anders, und so hat Fiat in der EMEA-Region (Europa, Mittlerer Osten, Asien) in weniger als einem halben Jahr bereits über 35 000 Tipo verkauft. Jetzt folgte der für den deutschen Markt wichtige Fünftürer, im vierten Quartal des Jahres komplettiert der Kombi das Trio.
Mit 13 990 Euro bildet der Viertürer den Einstieg in die neue Modellreihe. Er bringt stolze 520 Liter Kofferraumvolumen mit. Das sind bei voller Bestuhlung nur 30 Liter weniger als beim Kombi. Die 440 Liter des Fünftürers (ab 14 990 Euro) gehören ebenfalls zu den Spitzenwerten in der Kompaktklasse, wenngleich für diesen Wert nicht zuletzt die relativ hoch liegende Fensterlinie verantwortlich ist und nach dem Umklappen der Rückenlehnen eine Stufe bleibt.
Auch die übrigen Innenraummaße liegen über dem Durchschnitt im Segment. Das gilt besonders für den Fond, wo bis zu 93 Zentimeter Knieraum geboten werden. Lediglich die wegen der Airbags leicht nach innen gewölbten Dachholme schränken die Kopffreiheit größerer Mitfahrer seitlich ein wenig ein.

So glänzt der Kombi mit einer maximalen Laderaumlänge von 1,80 Meter. Er punktet auch mit einigen cleveren Details.

Als Antriebe stehen die bekannten Benziner und Turbodiesel mit jeweils 95 und 120 PS mit Hubräumen zwischen 1,3 und 1,6 Litern zur Wahl. Ein 110 PS starker Benziner mit Automatik rundet die Antriebspalette ab. Auch eine spezielle Ecoversion mit einem Normverbrauch von 3,4 Litern je 100 Kilometer ist in Arbeit. Ansonsten liegen die Werte zwischen 3,7 und 6,0 Litern.
Uns stand für die erste Ausfahrt der größere Diesel zur Verfügung, der auf jeden Fall eine Empfehlung ist und mit seiner Effizienzklasse A+ in der ersten Liga spielt. Auch wenn er oben herum etwas zäh wirkt, sorgen die 320 Newtonmeter Drehmoment ab 1750 Umdrehungen für flotten Schub von unten heraus. Der Tipo ist dabei sehr gut gedämmt. Die Dämpfung ist sportlich straff. Die Lenkung arbeitet leichtgängig und präzise. Gleiches gilt für den Schalthebel.

Auch im Innenraum bietet der Tipo viel Platz. (Foto: Dönges)

Die klare Struktur des Antriebangebots setzt sich in einer erfreulich übersichtlichen Preispolitik fort. Das Schrägheck ist 1000 Euro teurer als der Viertürer, die drei Ausstattungslinien Pop, Easy und Lounge sind ebenfalls jeweils einen Tausender von einander entfernt, und der Preisunterschied zwischen Benziner und Diesel beträgt zweimal 1000 Euro, zwischen den beiden Leistungsstufen liegen jeweils 1200 Euro. Wie teuer der Kombi wird, ist noch offen.

Angesichts der unterdurchschnittlichen Verkaufspreise kann und will Fiat natürlich nicht gegen die Platzhirsche in der Golf-Klasse konkurrieren. Die Italiener sind aber überzeugt, dem Käufer mit einem Kompakten zum fast schon Kleinwagenpreis einen attraktiven Gegenwert zu bieten.

Die Einstiegsversion Pop, die es nur für die beiden 95-PS-Basismotorisierungen gibt, bringt unter anderem eine Klimaanlage, ein Radio mit USB- und Aux-Anschlüssen, einen höhenverstellbaren Fahrersitz, geteilt umklappbare Rücksitze und eine Berganfahrhilfe sowie elektrisch verstellbare und beheizbare Außenspiegel mit. Die mittlere Linie Easy hat das Uconnect-Radiosystem mit Fünf-Zoll-Touchscreen, Audiostreaming und Bluetooth, Lederlenkrad mit Multifunktionstasten, Lederschaltknauf und elektrische Fensterheber auch hinten. Der Tipo Lounge bietet ein noch größeres Touchscreen-Display (sieben Zoll), eine Geschwindigkeitsregelanlage, Abbiegelicht, Licht- und Regensensor, eine Mittelarmlehne und eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik. Für 1250 Euro kann das Topmodell noch mit Tom-Tom-Navigationssystem und digitalem DAB-Audioempfang, Rückfahrkamera mit dynamischen Führungslinien, hinteren Parksensoren und einer elektrischen Lordosenstütze aufgerüstet werden.

Auch für die beiden anderen Ausstattungslinien stehen eine Reihe von Zusatzpaketen zur Wahl, mit denen sich das Fahrzeug der nächst höheren Version annähert.