Tiguan kommt großem Bruder näher

Der eine oder andere Mitbewerber war schon auf dem Markt, als Volkswagen 1997 sein Kompakt-SUV auf Golf-Basis ins Rennen um die Käufergunst schickte. Neun Jahre später ist der inzwischen geliftete Tiguan mit 2,8 Millionen Verkäufen längst die Nummer eins im Segment. Am 28. April kommt die zweite Generation, die eine deutliche Nähe zum großen Bruder Touareg aufweist.

Zum Start fährt die komplett neue, deutlich größere und exclusiv gestylte zweite Generation mit drei Motorsisierungen vor. Am Ende soll die Baureihe vier Diesel- und vier Benzin-Varianten mit unterschiedlichen Antrieben umfassen.

Die Einstiegsmotorisierung wird ein 1,4 Liter großes TSI-Benzinaggregat mit 125 PS sein, die stärkste Version ein 240 PS leistender Zwei-Liter-Biturbo-Diesel. 2017 ergänzt ein Tiguan mit verlängertem Radstand und optionaler dritter Sitzreihe das Angebot. Ein Plug-in-Hybrid ist darüber hinaus geplant.

Zunächst müssen mindestens 30 025 Euro für das Auto ausgegeben werden (2,0-Liter-Diesel mit 150 PS). Der in einigen Wochen folgende kleine Frontantriebs-Benziner mit 125 PS kostet 25 975 Euro. Den Tiguan gibt es in den bekannten Ausstattungslinien „Trendline“, „Comfortline“ und „Highline“.

Auch der Innenraum und das Cockpit des neuen Tiguan sind an das SUV-Flaggschiff Touareg angeglichen und haben Oberklasse-Qualität. (Foto: Dönges)
Auch der Innenraum und das Cockpit des neuen Tiguan sind an das SUV-Flaggschiff Touareg angeglichen und haben Oberklasse-Qualität. (Foto: Dönges)

Der neue Tiguan debütiert als sportliche R-Line, als klassisches Onroad-Modell und als eine gezielt auf den Geländeeinsatz zugeschnittene Offroad-Version. Zum Verkaufsstart sind drei Motor-Getriebe-Varianten bestellbar: die beiden Zwei-Liter Diesel mit 150 PS (CO2-Emissionen 123 g/km) mit Schalt- oder Doppelkupplungsgetriebe und 4Motion-Allradantrieb (CO2-Ausstoß 147 g/km) sowie der antriebsgleiche 180-PS-Benziner (CO2-Emissionen 168 g/km, ab 34 450 Euro).

Im allradgetriebenen Tiguan kommt erstmals 4Motion Active Control zum Einsatz. Das System sorgt für eine optimale Anpassung des Vierradantriebes an die Fahrmodi Onroad, Offroad, Snow und Offroad Individual. Zudem empfiehlt sich der neue Tiguan als ideales Zugfahrzeug, da er bis zu 2,5 Tonnen Anhängelast ziehen darf.

Der Tiguan basiert als erstes SUV des VW-Konzerns auf der Plattform des modularen Querbaukastens (MQB). Die Karosserie-Proportionen (je drei Zentimeter niedriger und breiter, sechs Zentimeter länger, acht Zentimeter mehr Radstand) fallen im Vergleich zum Vorgänger dynamischer aus und werden durch ein prägnantes Design ergänzt. Die wuchtig und breiter gezeichnete Frontpartie macht Eindruck, charakteristisch für die Seitenansicht ist die sogenannte Tornadolinie, und die ausmodellierte Sicke ist bis in die Heckklappe hinein gezogen. Bei alledem ist die Karosserie sicherer geworden und zudem um 16 Kilogramm leichter.

Gleichzeitig wurde das Platzangebot im Innenraum vergrößert (deutlich mehr Kopf- und Kniefreiheit) und das Gepäckraumvolumen merklich erweitert. Hinter der um 18 Zentimeter verschiebbaren Rückbank stehen bis zu 145 Liter mehr Kofferraum zur Verfügung (520 Liter normal, 615 Liter bei verschobener Rückbank, maximal 1655 Liter auf ebener Fläche bei umgelegter Rückbank). Dessen Nutzung wird durch eine vergrößerte Karosserieöffnung und eine um 45 Millimeter abgesenkte Ladekante erleichtert.

Innen fallen neue Sitze, der Drehsteller für die Straßen- und Geländeprogramme der Allradversionen sowie die versenkbare Projektionsscheibe des neuen Head-up-Displays ins Auge. Das gewohnt übersichtliche Cockpit ist dem des Touareg angeglichen. Vom großen Bruder entliehen ist auch die umlaufende Schwellerdichtung. Sie verhindert verdreckte Türschweller und damit verschmutzte Beinkleider beim Ausstieg von den um einen Zentimeter höheren Sitzen, die eine noch bessere Rund-um-Sicht ermöglichen.

Neue Assistenzsysteme rücken den Tiguan noch näher an den Touareg und damit an die Oberklasse heran. So sind zum Beispiel das Umfeldbeobachtungssystem Front Assist mit City-Notbremsfunktion, die Fußgängererkennung, der Spurhalte-Assistent, der proaktive Insassenschutz sowie die pyrotechnisch aktivierbare Fronthaube zum Schutz von Fußgängern und Radfahrern serienmäßig an Bord. Sie wird bei einer Kollision binnen Millisekunden um fünf Zentimeter angehoben. Ebenso erhältlich ist das kamerabasierte Area-View-System, das Hindernisse auf dem Zentralbildschirm darstellen kann, die von der Fahrerperspektive aus sonst unsichtbar blieben.

Zum Trend der Vernetzung und Elektrifizierung gehört das optionale Paket aus Media Control und App Connect, das die Verbindung zu Smartphone oder Tablet herstellen kann und eine von vielen als unangenehm empfundene Offline-Funktion vermeidet.

Bei der Probefahrt mit dem 180 PS starken Vierzylinder-Benziner weiß der Tiguan durch solide Kraftentfaltung bei gleichzeitiger dezenter Geräuschentwicklung zu gefallen. Mit der maximal zur Verfügung stehenden Durchzugskraft von 320 Newtonmetern (Nm) lassen sich auch sportliche Ambitionen verfolgen. Bei mäßiger Beladung und zurückhaltender Fahrweise (zum großen Teil in der Großstadt) lag unser Verbrauch laut Bordcomputer bei 8,3 Litern und damit einen Liter über der Werksangabe.

Was auch abseits befestigter Straßen in ihm steckt, zeigte der neue Tiguan eindrucksvoll im Offroad-Gelände, wo er selbst schwierigste Hindernisse mit starker Schräglage oder extremer Verschränkung souverän meisterte.