Mirai läutet die Zukunft ein

Mit dem ersten serienmäßigen Brennstoffzellen-Fahrzeug geht Toyota einen großen Schritt Richtung emissionsfreier Autozukunft. Der nach dem japanischen Wort „Zukunft“ benannte „Mirai“ stößt Wasserdampf statt Schadstoffe aus. Ende vergangenen Jahres war die Markteinführung in Japan; im September soll der Mirai in Deutschland auf die Straße kommen. In Japan erfreut sich die viertürige Limousine einer Beliebtheit, die selbst Toyota in diesem Ausmaß nicht erwartet hatte. Die geplante Jahresproduktion von 700 Einheiten wurde bereits wenige Wochen nach der Einführung des Mirai mit 3000 Fahrzeugen im Jahr 2017 deutlich nach oben korrigiert.

Über die Rolle des Mirai als Pionier umweltverträglicher Wasserstoffmobilität und über die Arbeit von Toyota an alternativen Antriebstechnologien berichteten Experten des japanischen Automobilherstellers in einem Technik-Seminar in München. Dabei wurde herausgestellt, dass Toyota dem Brennstoffzellen-Fahrzeug im

Komfort wohin das Auge schaut: Auch im Innenraum macht der Mirai deutlich, dass er im automobilen Premium-Segment angesiedelt ist. (Foto: Dönges)
Komfort wohin das Auge schaut: Auch im Innenraum macht der Mirai deutlich, dass er im automobilen Premium-Segment angesiedelt ist. (Foto: Dönges)

Vergleich zu batterieelektrischen Fahrzeugen die besseren Zukunftschancen einräumt. Dafür sprechen praktikable Gründe wie die größere Reichweite pro Tankfüllung beziehungsweise Batterieladung und die kürzere Tank- beziehungsweise Aufladezeit, aber auch Kostengründe: Denn mit der notwendigen Vergrößerung der Reichweite von batterieelektrischen Autos steigen auch deren Kosten erheblich.
Der Brennstoffzellenantrieb des Toyota Mirai steht in direkter Verbindung mit den Antriebssystemen der weltweit erfolgreichen Toyota- und Lexus-Hybridfahrzeuge. Im Grunde handelt es sich beim Mirai um ein Hybridfahrzeug, bei dem Verbrennungsmotor und Benzintank durch Brennstoffzelle und Wasserstofftank ersetzt wurden.

Toyota verwies in diesem Zusammenhang auch auf den langen Atem, der für eine erfolgreiche Einführung und Etablierung neuer Technologien erforderlich sei. So wurde der 1997 eingeführte erste Toyota Prius zunächst ebenfalls nur in geringen Stückzahlen produziert und verkauft; heute setzt das Unternehmen pro Jahr weltweit mehr als eine Million Hybridfahrzeuge ab und erreicht in einigen Modellreihen bereits einen Hybridanteil von bis zu 50 Prozent. Eine große Herausforderung bei der Etablierung des Brennstoffzellenantriebs (Wasserstoff wird in elektrische Energie umgewandelt) bleibt der Auf- und Ausbau einer Tankstellen-Infrastruktur zur Versorgung mit Wasserstoff. Jessica Becker, Sprecherin der „Nationalen Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie“, informierte über die aktuellen Pläne aus Wissenschaft, Industrie und Politik. So wird sich der Energiebedarf gegenüber dem Ist-Stand bis zum Jahr 2050 verdoppeln. Becker teilte für ihre Organisation – ein Bündnis aus Politik (Bundesregierung) und Wirtschaft – mit, das mittelfristige Ziel sei es, bis Ende des kommenden Jahres ein Wasserstoff-Tankstellennetz von cirka 50 Betrieben aufzubauen, das bis zum Jahr 2025 bundesweit auf über 500 Tankstellen erweitert werden solle.

Dass Wasserstoff in einem umweltfreundlichen Energiekonzept der Zukunft nicht nur als Energieträger für Mobilität eine wichtige Rolle spielt, sondern auch als Speichermedium für Strom aus erneuerbaren Energien, erläuterte Werner Diwald von Performing Energy, dem „Bündnis für Windwasserstoff“, in dem sich zahlreiche namhafte Unternehmen, Verbände und Institute engagieren. Eine Energiewende ohne den Einsatz von Wasserstoff im Automobilbau ist seiner Meinung nach nicht möglich. Ziel sei es, die schädlichen Emissionen bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent, bis zum Jahr 2030

Batterie und Tanks sowie die Antriebseinheit unter der vorderen Motorhaube haben die Toyota-Ingenieure beim Brennstoffzellen-Mirai crash-sicher untergebracht. (Foto: Dönges)
Batterie und Tanks sowie die Antriebseinheit unter der vorderen Motorhaube haben die Toyota-Ingenieure beim Brennstoffzellen-Mirai crash-sicher untergebracht. (Foto: Dönges)

um 55 Prozent zu senken. Wasserstoff sei der Energieträger, der Strom und Mobilität verbinde und damit zu Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit und Umweltschutz sowie zur Stärkung des Wirtschaftsstandortes Deutschland beitrage.

Nach Ansicht von Dirk Breuer, dem Toyota-Pressesprecher für Technik, können künftig die herkömmliche Hybrid- und Brennstoffzellen-Technik und der Wasserstoffantrieb nebeneinander bestehen. „Die Brennstoffzelle produziert lediglich unbelastetes Wasser als Ausstoß und wird damit die automobile Zukunft gestalten“, behauptet Breuer.

Mit dem viersitzigen und top-ausgestatteten Mirai macht Toyota den Anfang. Das 4,89 Meter lange, 1,82 Meter breite und 1,54 Meter hohe Fahrzeug hat zwar ein Leergewicht von 1850 Kilogramm, 155 PS machen es aber immerhin 178 Stundenkilometer schnell (Spurt von null auf 100 km/h in 9,6 Sekunden, Drehmoment 335 Newtonmeter). Batterie und Tanks sind unter den Rücksitzen und unter dem Kofferraum, die Brennstoffzelle unter den Vordersitzen und die Antriebseinheit unter der vorderen Motorhaube verbaut. Die Komponenten sind damit so verteilt, dass niedrige Schwerpunkte und kein Platzverlust entstehen, aber auch eine große Sicherheit gegeben ist, weil sie damit außerhalb der klassischen Crashpunkte liegen.

Der komfortabel im Premium-Segment ausgestattete Mirai wird voraussichtlich in Deutschland für 78 580 Euro angeboten. Die Reichweite des Mirai beträgt bis zu 500 Kilometer. Die beiden Carbon-Hochdrucktanks mit ihrem Fassungsvermögen von 122,4 Litern schlucken an der Zapfsäule fünf Kilogramm Wasserstoff. Das dauert mit cirka drei Minuten ungefähr genauso lange wie eine Kraftstoff-Füllung mit Diesel oder Benzin. Kein Vergleich also zu den langen Ladezeiten bei den aktuellen Elektroautos.