Der 3er im XXL-Format überzeugt

Unter den Premium-Mittelklässlern auf den Straßen der Welt nimmt die 3er-Reihe von BMW eine herausragende Stellung ein. Die Limousine punktet mit Aussehen, Top-Verarbeitung von besten Materialien und durchdachtem Konzept vor allem für den, der das Auto hinter dem Lenkrad bewegt. Darüber hinaus steht der 3er für sportives Fahren. Das alles bietet auch der BMW 3 GT – und zusätzlich ein überragendes Platzangebot.

Im GT (Gran Turismo) wirkt alles luftiger, großzügiger, eine Spur erwachsener. Er kratzt an der automobilen Oberklasse.

Gegenüber der Limousine und dem Touring (Kombi) ist der GT 20 Zentimeter länger (4,82 Meter) und acht Zentimeter höher. Der Radstand legt um elf Zentimeter auf 2,92 Meter zu. Unterschiede, die auf den ersten Blick erkennbar sind? Mitnichten. Wäre da nicht das Schrägheck, ginge der GT als ganz normaler 3er durch.

Auf den zweiten Blick aber lässt sich erkennen, wie die Designer die Unterschiede erreicht haben, ohne die typische 3er-Charakteristik aufzugeben. Die lange Motorhaube mit dem extrem kurzen Überhang ist klar ein 3er-Element. Zusätzliche Linien oberhalb des Schwellers und unterhalb der Fenster gliedern die Seiten so, dass die größere Höhe nicht auffällt. Die weit in das Heck hineinreichenden Seitenscheiben kaschieren den größeren Hecküberhang, und die geschwungene Dachlinie sorgt für Dynamik. Die zur Höhe des Fahrzeugs passende Breite (1,83 Meter) entsteht vorn wie hinten durch weit nach außen verlagerte Lufteinlässe und Leuchten.

Was bringt das Mehr an Maßen? Zum Beispiel eine um rund sechs Zentimeter höhere Sitzposition auf dem Niveau des BMW-Crossovers X1. Das verbessert weniger die Übersicht als es das Ein- und Aussteigen erleichtert. Mit der verbesserten Kopffreiheit vorne und besonders hinten und dem um sieben Zentimeter vergrößerten Fußraum im Fond sowie den verstellbaren Rückenlehnen überbietet der GT auch Modelle aus höheren Fahrzeugklassen.

Zur Bequemlichkeit der bis zu fünf – durchaus groß gewachsenen – Passagieren kommt ein Kofferraum unter der weit aufschwingenden Heckklappe, der gegenüber dem Touring um 35 Liter größer ausfällt und sich durch Umklappen der Rücksitze im Verhältnis 40:20:40 auf pralle 1600 Liter vergrößern lässt. Da sich die Ladefläche bis über die Hinterachse zieht, ergibt sich eine Tiefe des Kofferraums von rund 1,20 Metern. Bei umgeklappter Rückbank werden daraus fast zwei Meter. Unter dem Ladeboden mit verschiedenen Verzurrsystemen gibt’s einen „Keller“ mit zusätzlichen Verstaumöglichkeiten.

Auch der Innenraum zeigt die typische BMW-Dynamik. Das Cockpit ist - wie in allen BMW - fahrerorientiert und funktional. (Foto: BMW)
Auch der Innenraum zeigt die typische BMW-Dynamik. Das Cockpit ist – wie in allen BMW – fahrerorientiert und funktional. (Foto: BMW)

Der GT übertrifft also den Touring bei den Lademöglichkeiten und die Limousine beim Reisekomfort. Die sportlichen Werte haben die Münchener Autobauer beim Raumwunder der 3er-Reihe aber nicht über Bord geworfen.

In unserem Testwagen 325d GT arbeitete ein akustisch zurückhaltender, aber leistungsmäßig temperamentvoller Vierzylinder-Turbodiesel mit 218 PS (CO2-Emissionen 131 g/km). Den Spurt aus dem Stand auf 100 km/h absolviert die leer stattliche 1690 Kilogramm schwere Fließhecklimousine über ihr ruckfrei schaltendes Achtgang-Automatikgetriebe (2350 Euro) in nur 7,1 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 240 km/h. Den Verbrauch gibt BMW mit im Schnitt 5,1 Litern an. Wir waren bei durchweg flotter Fahrt mit 7,8 Litern sehr zufrieden.

Wer alle Sprit-Sparmöglichkeiten des Autos nutzt, kommt mit deutlich niedrigerem Verbrauch aus, ohne auf das 3er-Fahrgefühl verzichten zu müssen. Dafür sorgen das M-Fahrwerk (1100 Euro) aus einem gelungenen Kompromiss zwischen Komfort und Dynamik und die Fahrmodi Comfort, Sport, Sport+ und Eco Pro. Zusammen mit den Maßnahmen wie Start-/Stopp-System, Bremsenergie-Rückgewinnung, bedarfsgerecht gesteuerten Nebenaggregaten, Aerodynamik-Maßnahmen wie dem automatisch ausfahrenden Heckspoiler und einem vorsichtigen Gasfuß lassen sich erstaunlich günstige Verbrauchswerte erzielen, die einem so großen Auto zur Ehre gereichen.

Das Fahrverhalten des rund 2,5 Zentimeter höher liegenden GT lässt dem der Limousine nichts nach. Die Servolenkung arbeitet direkt und präzise, das Verhalten des Autos in Kurven ist agil und kontrolliert.

Und auch der Innenraum zeigt die typische BMW-Dynamik. Das Cockpit ist – wie in allen BMW – fahrerorientiert und funktional. Dank des intuitiv zu bedienenden Drehreglers auf der Mittelkonsole können sich die Bayern einige Bedienknöpfe sparen. Chromapplikationen in der Tür, am Lenkrad und in der Mittelkonsole stützen den Eindruck des hochwertigen Ambientes.

Das auf der Mittelkonsole sitzende Multimediasystem lässt in Verbindung mit dem Navigationssystem (ConnectedDrive für 3100 Euro) und dessen großem Bildschirm kaum Wünsche offen. Es gehört zu dem Besten, was der Markt zu bieten hat. Gleiches gilt für das Head-up-Display in der Windschutzscheibe (980 Euro). Damit hat BMW den Standard gesetzt. Es bietet eine einwandfreie farbige Darstellung von Geschwindigkeit, Navigationsanzeigen und eventuellen Verkehrsstörungen. Darüber hinaus sind alle relevanten Sicherheitssysteme serienmäßig oder als Option an Bord.

Das alles hat seinen Preis. Bei 42 750 Euro geht’s für den 325d GT los. Kunden erhalten dafür ein sehr gut ausgestattetes Auto, das dem großen Bruder 5er GT in fast nichts nachsteht. Wir fuhren die besser ausgestattete Version „Modern Line“ (Aufpreis 1900 Euro) und kamen mit weiteren zahlreichen Optionen auf die insgesamt stattliche Investition von 64 670 Euro. Darin inbegriffen war auch die „Park Distance Control“ (PDC) für 750 Euro, die aufgrund der Bauweise des GT für das rückwärts Rangieren dringend ratsam ist.

Insgesamt empfiehlt sich der 3er GT als anspruchsvoller, sportlicher Reisewagen mit positiven Eigenschaften, die die Limousine und auch der Touring nicht bieten.