Italienische Ikone steht jetzt unter Strom

Die 500er-Baureihe von Fiat wurde in der E-Version dezent und doch revolutionär überarbeitet. Die neu gestalteten 16-Zoll-Räder zeugen von Selbstbewusstsein. Seinen Charakter aber hat das Modell behalten. Foto: Dönges

Der Kleine und damit die Ikone des italienischen Herstellers kommt als erster ans Kabel. Der ewige Fiat 500 rollt in der nach seiner Wiedereinführung im Jahr 2007 dritten Modellgeneration ausschließlich elektrisch über die Straßen und wurde für seinen neuen Auftritt von der Kreativabteilung in Turin dezent und doch revolutionär überarbeitet. Zwar hat der Stadtwagen in allen Bereichen zugelegt und steht nun deutlich selbstbewusster auf seinen neugestalteten 16-Zoll-Rädern als die Version mit Verbrennungsmotor (die parallel weiter angeboten wird), hat aber seinen Charakter behalten.

Die seit 13 Jahren vertraute und beliebte Grundform bleibt beim „Cinquecento“ weitgehend unverändert. Die Front präsentiert ich aber deutlich aufgefrischt. Ovale Scheinwerfer mit einer Art Lidstrich in der Motorhaube ergeben einen besonderen Anblick. Der Ladeanschluss befindet sich hinten rechts. Foto: Dönges

Der Fiat 500 galt schon immer als Ikone unter den Minis. Die Erfolgsgeschichte des liebevoll „Cinquecento“ genannten Kleinwagens begann 1957. Der 500er wurde bis 1975 gebaut. Sieben Jahre später legte Fiat die Serie für weitere sechs Jahre wieder auf. Der noch aktuelle Fiat 500 schließlich kam 2007 auf den Markt. Und jetzt wurde sein Konzept grundlegend überarbeitet. Sein Antrieb arbeitet künftig ausschließlich batterie-elektrisch. Alle Modelle – von der Limousine über das Rolldach-Cabriolet bis hin zum Dreitürer (ab 29 560 Euro) – sind zu Preisen ab 23 560 Euro (Limousine in der Basisausstattung „Action“) bis zu 37 900 Euro (Cabrio in der Bestausstattung „La Prima“) bestellbar. Die Kunden dürfen für den elektrifizierten 500er 9450 Euro Förderung abziehen. Die ersten Auslieferungen plant Fiat am Ende des ersten Quartals in 2021.

500e setzt Zeichen für die Zukunft

Der 500e setzt Zeichen für die Zukunft, denn in diesem Segment sind Stromer bislang dünn gesät. Zur Wahl stehen zwei Batteriegrößen (23,7 kWh und 42 kWh) mit Leistungen von 95 und 118 PS sowie Reichweiten zwischen 180 und 460 Kilometern im reinen Stadtbetrieb. Beide E-Maschinen bieten ein maximales Drehmoment von 220 Newtonmetern (Nm). Das sorgt für die elektrotypische, rasante Beschleunigung und Fahrvergnügen. Von null auf Tempo hundert dauert der Sprint 9,5 beziehungsweise 9,0 Sekunden, und in der Spitze sind abgeregelte 135 und 150 Stundenkilometer (km/h) möglich. Die stromernde Knutschkugel spielt ihre Vorteile vor allem im Stadtverkehr (in drei Sekunden geht’s beim Ampelstart von 0 auf 50 km/h) und auf der Kurzstrecke aus, „schwimmt“ aber auch auf der Autobahn problemlos mit.

Das Cockpit präsentiert sich im 500e deutlich reduziert und aufgeräumt. Vier Druckschalter ersetzen den Schalthebel. Die Ausstattung ist komfortabel. Foto: Dönges

Beide Antriebe besitzen eine Schnellladefunktion. 80 Prozent der Batteriekapazität sind in 35 Minuten erreicht. An der Haushaltssteckdose dauert’s bis zu 15 Stunden, und die Wallbox mit elf Kilowatt lädt in vier Stunden.

Dem Fahrer stehen drei Fahreinstellungen zur Verfügung, wobei „Normal“ dem Fahrstil der Modelle mit Verbrennungsmotor entspricht, was sich allerdings am Ende negativ auf die Reichweite auswirkt, weil die Energierückgewinnung beim Verzögern weniger stark ausgeprägt ist.
Empfehlenswerter ist die Einstellung „Range“, bei der die Rekuperation deutlich stärker ausgeprägt ist und der 500e praktisch mit einem Pedal dirigiert werden kann. Das ist anfangs gewöhnungsbedürftig, doch nach einigen Kilometern hat auch der unerfahrene Pilot diese Einstellung schnell im Griff. Wenn plötzlich die Reichweitenangst eintritt, weil die nächste Ladesäule weit entfernt ist, hilft die Einstellung „Sherpa“. Dabei wird die Reichweite optimiert, indem Stromverbraucher wie die Sitzheizung ausgestellt werden und die Höchstgeschwindigkeit auf 80 km/h begrenzt wird.

An Komfort und Qualität nicht gespart

Satt und selbstbewusst steht die Kleinwagen-Ikone auf der Straße. Hinter der Heckklappe ist der Kofferraum mit 185 Litern Fassungsvermögen, der bei umgeklappten Rücksitzen auf 550 Liter erweitert werden kann. Foto: Dönges


Das Fahrverhalten hat der elektrische 500 von seinen Verbrennerkollegen übernommen. Das Fahrwerk ist durchaus in Richtung Komfort ausgelegt und meldet Unebenheiten eher dezent in den Innenraum. Offensichtlich haben die Fiat-Entwickler nicht an Dämmmaterial gespart, denn erst jenseits der 120-km/h-Marke machen sich die Fahrgeräusche deutlicher bemerkbar.
Der 500e ist vor allem in der Stadt zu Hause. Hier kann er seine Stärken ausspielen. Auf der Autobahn muss der Elektroantrieb der Physik Tribut zollen, und der Fahrer sieht die Reichweite schnell schwinden. Doch Touren auf Landstraßen haben auch ihren Reiz. Als Verbrauch verspricht Fiat 14,9 kWh für 100 Kilometer. Nach einer ersten Ausfahrt in der Großstadt Frankfurt, auf Landes- und Bundesstraßen sowie auf der Autobahn meldete die Verbrauchsanzeige lediglich 16,2 kWh.

Aufgeräumtes Cockpit, viele Assistenzsysteme

Die Großstadt (wie hier in Frankfurt) ist eines seiner Metiers, in denen sich der 500e wohl fühlt. Schaltet die Ampel auf Grün, geht’s mit der stärkeren Batterie in nur drei Sekunden auf 50 Stundenkilometer. Foto: Dönges

Das Cockpit präsentiert sich jetzt deutlich reduziert und neu aufgeräumt. Den Schalthebel ersetzen vier Druckschalter. P steht für Parken, N für Neutral, R für Rückwärts und D fürs Fahren – das war’s.

Bei den Assistenzsystemen griffen die Fiat-Entwickler tief in die Konzernschubladen und spendierten dem 500e unter anderem eine Verkehrszeichenerkennung, autonome Notbremsung mit Fußgänger- und Radfahrererkennung, Totwinkelassistent und eine Rückfahrkamera. Außerdem kann der kleine 500e als erster Vertreter seiner Klasse autonom über den Asphalt rollen. Der „Fiat Co-Driver“ erkennt bei eingeschaltetem Abstandsregeltempomat Geschwindigkeitsbegrenzungen und stoppt wenn notwendig. Außerdem hält er den Kleinen in der Mitte der Fahrspur.

Familientauglich mit der hinteren dritten Tür

Der neue „Cinquecento“ ist in den Dimensionen leicht gewachsen. Bei einer Länge von 3,63 Metern, einem Radstand von 2,32 Metern und einer Breite von 1,68 Metern bietet er gegenüber dem bisherigen Modell deutlich mehr Innenraum. Bauartbedingt ist es auf den Rücksitzen zwar relativ beengt, doch mit der Version 3+1 ist den italienischen Entwicklern ein Coup gelungen, der den Kleinwagen familienfreundlich macht. Erstmals gibt es in dieser Version zu den vorderen eine gegenläufig öffnende dritte Tür auf der Beifahrerseite. Dadurch wird nicht nur der Einstieg in den Fond einfacher. Das Anschnallen des Nachwuchses im Kindersitz wird für Mama oder Papa zum Kinderspiel, und wenn’s denn ‘mal gefordert ist, lässt sich auch Sperrgut dank der großen Türöffnung mühelos verstauen. Der Kofferraum des 500e bietet ein Fassungsvermögen von 185 Litern, bei umgeklappten Rücksitzen bis zu 550 Litern – ordentlich für den Kleinwagen.

Fakten und Technik
Fiat 500e
Maße: 3,63 m/1,90 m/1,50 m (Länge/Breite/Höhe)
Radstand: 2,32 m
Motor: E-Motor
Leistung: 87 kW/118 PS bei 5500 U/min
Max. Drehmoment: 220 Nm
Batterie: Hochvolt-Lithiumionenbatterie, 42 kWh
Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h
Beschleunigung: 0-100 km/h 9,0 Sek.
Elektr. Reichweite: 320 km
WLTP-Durchschnittsverbrauch: 14,9 kWh
Effizienzklasse: A+
CO2-Emissionen: 0 g/km
Leergewicht/Zuladung: min. 1405 kg/max. 400 kg
Kofferraumvolumen: 185-550 l
Wendekreis: 9,70 m
Garantie: 8 Jahre/160 000 km auf die Batterie
Basispreis: 27 560 Euro