Spagat zwischen Vergnügen und Vernunft

Das trübe Wetter bei den Testfahrten in der Eifel vermochte nicht den Fahrspaß zu trüben, den der Mégane R.S. vermittelt. (Foto: Valentin)

Mit Renault ist es ein bisschen wie mit Goethes Faust: Zwei Seelen schlagen in der Brust der Franzosen. Die eine heißt Mégane R.S. und steht für Vergnügen, die andere ZOE und verkörpert die Vernunft. Tatsächlich bieten die Franzosen mit den Neuauflagen der beiden Modelle einen Spagat zwischen zwei Extremen. Den Mégane R.S. zieht es dabei unverkennbar auf die Rennpiste. In der dritten Generation ist der Kompaktsportler dynamischer denn je. Dafür sorgt nicht nur der 1,8-Liter-Turbobenziner mit 280 PS, die den Mégane schon beim Antippen des Gaspedals mit ordentlich Zug nach vorne katapultieren.

Fahrspaß steht im Vordergrund

Auch bei den Instrumenten ist der R.S. auf sportlich getrimmt. (Foto: Valentin)

Wesentlichen Anteil an der Fahrdynamik hat sicherlich auch die erstmals verbaute dynamische Allradlenkung 4Control. Dank mitlenkender Hinterachse verbessert sich die Lenkpräzision spürbar. Selbst ein Ruckeln am Lenkrad reicht aus und der wilde Hengst galoppiert bereitwillig in die vorgegeben Richtung. Das trägt nicht nur zum Fahrspaß, sondern ebenso zur Sicherheit bei. Darüber hinaus machen die neuen Stoßdämpfer mit hydraulischem Endanschlag den Kompaktsportler auch auf Straßen mit schlechtem Belag deutlich besser kontrollierbar. Dass der Mégane R.S. vor allem Spaß machen soll, daraus macht Renault auch bei der Bordausrüstung keinen Hehl. Per Knopfdruck lässt sich zwischen Sport- und Racemodus hin- und herschalten, die neben einer anderen Farbgebung auch mit anderen Fahrzeugabstimmungen aufwarten. Weiteres Gimmick aus der Spaßabteilung ist die Fahranalyse-Anzeige, die verschiedene Leistungsparameter sichtbar macht. Und wem das nicht ausreicht, der darf sich schon jetzt auf den Herbst freuen: Dann kommt der Mégane R.S. in einer Trophy-Version mit 299 PS auf den Markt. Der Einstiegpreis für den Renault Mégane R.S. liegt bei 33690 Euro.

Der vernünftige Bruder

Der ZOE verkörpert in der Renault-Familie zweifelsohne die Vernunft. (Foto: Valentin)

Dem rassigen Sportler gegenüber kommt der ZOE wie ein vernunftgeleiteter Bankangestellter daher. Was nicht heißt, dass es keinen Spaß macht, den Elektroknirps zu fahren. Nicht umsonst zählt er zu den beliebtesten Elektrofahrzeugen auf dem Markt. Doch wer auf Fahrdynamik steht, würde mit dem ZOE freilich niemals glücklich werden. Auch wenn Renault an der Power geschraubt und ihm mit einem neuen R110-Motor 18 PS mehr unter die Haube gepackt hat. Damit kommt der ZOE deutlich besser aus dem Quark und man kann durchaus von einer respektablen, ja, sogar kraftvollen Beschleunigung sprechen. Zum Sportler macht ihn das aber noch lange nicht. Will der ZOE aber auch gar nicht sein und hat er auch nicht nötig.

Preis steht dem Bestseller im Wege

Auch im Inneren wird der Charakterunterschied zwischen den beiden Franzosen deutlich. (Foto: Valentin)

Vielmehr ist es das perfekte Zweit- oder gar Drittwagen, der wunderbar durch die Stadt manövriert, aber auch Überlandpassagen nicht scheut. Denn mit einer Reichweite von rund 300 Kilometern, die sich auch bei den Testfahrten als realistisch herausstellten, gibt der Kleine einen guten Wert vor, der ihn alltagstauglich macht. Zu diesem Reichweitenplus tragen unter anderem eine energieeffiziente Klimaanlage nach dem Wärmepumpen-Prinzip sowie ein Range Optimizer bei. Ein entscheidendes Kaufkriterium dürfte allerdings, wie bei allen E-Fahrzeugen, auch beim ZOE der Preis sein. Mit einem Einstiegspreis von 27900 Euro für die Version mit dem neuen Motor liegt der Wagen nämlich in einer Preiskategorie, die ihn für viele potenzielle Kunden unattraktiv macht. Zumal bei diesem Preis der Akkus zusätzlich gemietet werden müssen. Sollen sie gekauft werden, würde der ZOE 35900 Euro kosten.